Flugrost auf dem (weißen) Auto - Erkennen, Entfernen und Vorbeugen

07.08.2023 in Produktkunde

Im heutigen Blog Beitrag befassen wir uns mit dem Dauerbrenner Thema Flugrost. Konkret, mit dem Flugrost auf Eurem Wagen, Eurem Autolack, aber auch auf Eurer Windschutzscheibe und sogar Kunststoffteilen. Wir sprechen darüber, wie wir diesen mit Flugrostentferner wirkungsvoll und einfach entfernen, aber auch wieso er entsteht und ob man es vermeiden kann. Dazu aber später mehr...

Flugrost - ein Problem weißer Lacke

Eingefleischte Autopflege Freaks werden die kleine Spitze im Titel vielleicht erkannt haben. Wenn nicht, könnten wir uns gut vorstellen, dass manche jetzt direkt "Puls" bekommen haben. Versteht Ihr nicht? Dann klären wir mal schnell auf!

Vor einigen Jahren (und zum Teil hat sich das bis heute in den Köpfen der Autofahrer gehalten) ging die Meinung um, Flugrost Probleme gibt es vornehmlich mit hellen bzw. gar weißen Lackierungen! In der Tat wurde das sogar mal recht prominent via YouTube verbreitet! Wieso das so sein soll und warum sich Flugrost angeblich nur widerwillig andere Farben als Opfer sucht, wurde nie so richtig geklärt.

Wir können uns noch gut daran erinnern, als der VW Scirocco auf den Markt kam und offenbar vielfach in weißer Farbe bestellt wurde. Wir hatten an unserer Hotline nicht nur einen Kunden dran, der von uns eine fachliche Einschätzung wegen des Flugrostes haben wollte, weil man (TRUE STORY!) das bei VW reklamieren wolle! Argumentiert wurde damit, dass man diesen Flugrost beim vorherigen Wagen nicht hatte – gerne wurde dabei unterschlagen, dass dieser dann in der Regel nicht weiß war. 

Um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu sagen: Das ist vollkommener Quatsch! Auch modernere, weiße Lacke bestehen aus einer Farbschicht und einer Decklackschicht, auch Klarlack genannt. Dieser befindet sich auf dem Wagen, egal ob die Grundfarbe schwarz, rosa oder eben weiß ist. Unterschied: Ihr seht es einfach auf (dunkleren) Farbtönen nicht so gut.

Was ist überhaupt dieser Flugrost?

Die Ursachen sind einfach gesagt, Metallstäube, die auf Eurem Lack landen. Auch wenn es manchmal fragwürdig klingt, aber die gesamte Luft ist mancherorts mehr, manchmal weniger mit metallischen Partikeln versetzt. In Gegenden mit entsprechender Industrie (z.B. Gießereien) deutlich mehr, aber auch bei uns "auf dem Dorf" haben wir nach einigen Monaten, in welchen unsere Testtüren im Freien lagen, schon Flugrost festgestellt.

Richtig dramatisch wird die Flugrostentstehung, wenn man in der Nähe von Bahnstrecken parken muss. Hier sorgt der Abrieb, der durch den Zugverkehr entsteht, schon kurzfristig für massivem Flugrostbefall. Ein Drama für Autopfleger, denn bei derart großen Mengen hat man den Flugrost direkt auch auf Glas, Kunststoff und sogar Gummidichtungen hängen!

Zu guter Letzt ist eine Ursache fast zu einfach: Der Bremsabrieb Eures Fahrzeugs - sofern es keine Keramikbremse ist. Stellt Euch einfach mal eine Autobahnfahrt vor, wo tausende Fahrzeuge immer wieder bremsen und den Bremsstaub freisetzen und Ihr regelrecht durch Metallstaub Wolken brettert. Und natürlich ist der eigene Bremsstaub auch nicht zu vernachlässigen, denn dieser landet nicht nur auf den Felgen...

Risiken und Nebenwirkungen

Grundlegend ist der Flugrost, sofern er regelmäßig beseitigt wird, nur ein kosmetisches Problem. Es sieht einfach (gerade auf weißen Fahrzeugen ^^) fies aus und wird natürlich immer mehr, wenn man nichts dagegen unternimmt. Auch ist es im Bereich des Möglichen, dass diese Flugrostpunkte sich mit der Zeit auch durch die Lackschicht „fressen“ und es dann tatsächlich zu echtem Rost an Eurem Fahrzeug kommt. Da muss aber schon einiges passieren...

Empfehlung von Omas Hausmittel 

Hier sind sie auch schon, die Hausmittel aus Funk, Fernsehen und dem Boulevard: Cola und Zitrone werden hier gerne genannt und womöglich funktionieren diese auch. Wir sind aber ehrlich: Zum einen sind wir ein Autopflegeshop und kein Getränkemarkt, zum anderen liegt es uns mehr als fern, auf unserem Fahrzeug mit klebriger Cola oder Zitronensäure herumzuschmieren. Das soll jeder gerne machen, wie er mag, wir machen es nicht und wir geben auch keine derartigen Jahrmarktstips. Sorry!

Chemisch oder mechanisch entfernen?

Neben den Ratschlägen zu den Hausmitteln, kommt auch fast ebenso schnell die Empfehlung eine Politur zu verwenden. Dies ist zwar nicht vollkommen verkehrt und würde in einigen Fällen von nur leichtem Flugrostbefall auch funktionieren, wäre aber nicht unsere erste Wahl. Stellt Euch einfach vor, Ihr poliert per Hand oder Maschine einen metallischen "Knubbel" vom Lack und schiebt diesen gelösten Partikel dann unter Druck munter weiter darüber. Müssen wir noch mehr sagen?

Für uns besteht eine gründliche Flugrostentfernung je nach Intensität aus zwei Stufen:

• Chemische Vorreinigung mit speziellem Flugrostentferner
• Mechanische Entfernung mithilfe einer Lackknete

Sollten optische Rückstände im Lack verbleiben, dann käme der dritte Schritt in Form einer Politur zum Tragen. Dabei wird der Flugrost Rückstand IM LACK entfernt, während die vorgenannten Schritte auf der Oberfläche stattfinden.

Wenn Ihr zur Anwendung der Lackknete mehr wissen wollt, können wir Euch unser Blog Beitrag dazu ans Herz legen:

Empfehlenswerte Flugrostentferner, die sich auch in unserer Fahrzeugaufbereitung bewährt haben, sind der CarPro IronX und der etwas preisgünstigere, wenn auch nicht ganz so leistungsstarke Tuga Tugarex Iron Remover .

Anwendung 

Die Anwendung dieser Produkte ist denkbar einfach: Das Fahrzeug wird vorher gründlich gewaschen, der Restschaum abgespült und dann der Flugrostentferner auf dem nassen Lack aufgesprüht. Man kann auch den Reiniger vor der Wäsche aufsprühen, dann besteht aber die Möglichkeit, dass genereller Schmutz die Wirkung auf den Flugrostpunkten verhindert.

Eine Anwendung auf trockenem Lack ist nicht zu empfehlen, da sonst beim Antrocknen des Reinigers Flecken entstehen können. Daher auch bei nassem Lack immer diesen Faktor im Auge behalten und im Zweifel zwischendurch abspülen und die Anwendung wiederholen.

Je nach Intensität des Flugrostes auf Eurem Wagen und abhängig von dem jeweiligen Produkt verfärben sich die metallischen Ablagerungen zeitnah rot-violett. Wer es noch nie gesehen hat, wird da entweder erstaunt oder erschrocken sein – aber keine Bange, das ist der chemische Vorgang, der für die Entfernung des Metallabriebs sorgt.

Nach ein paar Minuten Einwirkzeit (Nochmal: NICHT antrocknen lassen!) reicht es bei normalem Grad an Ablagerungen aus, den Lack mit starkem Wasserstrahl / Hochdruck abzuspülen. Optional kann hier auch noch mit einem Schwamm oder Waschhandschuh die Wirkung verstärkt werden.

Fun Fact :

Dieser Effekt, wenn sich der Metallabrieb violett verfärbt, wird uns bis heute von manchen Herstellern bei Felgenreinigern als "Wirkindikator" verkauft, ist aber einfach ein chemischer Reaktionsprozess, der unvermeidlich ist. Wirkindikator klingt aber einfach wichtiger... ,-)

Einfach am Geruch erkannt

Spätestens wenn der Geruch einem in die Nase steigt und man an diverse Unschönheiten wie Faule Eier denkt, weiß man, mit welchem Produkt man es zu tun hat. Natriummercaptoacetat nennt sich der faule Zauber. Dieser ist übrigens auch in Felgenreinigern für die violettfarbene Verfärbung zuständig.

Schonend zum Lackschutz

Spannend ist bezüglich der Flugrostentferner, dass diese in den meisten Fällen pH-neutral sind und die Inhaltsstoffe keine bzw. nur minimale Schädigungen an Eurem Lackschutz erzeugen. Insbesondere bei Keramikbeschichtungen / Coatings kann ein Flugrostentferner auf dem Lack angewendet werden, ohne das Coating relevant zu schädigen. Bei Naturwachsen kann das etwas anders aussehen, aber generell ist die Verwendung auch darauf möglich.

Ein Felgenreiniger reicht doch, oder?

Flugrostentferner kosten - wie fast üblich bei Spezialprodukten - meist etwas mehr. Kein Wunder, dass man schnell auf den Trichter kam, auch mal Felgenreiniger auf den Autolack zu sprühen. Wer hierbei panisch in den "Wie kannst Du nur....!!!" Modus verfällt, liegt ebenso falsch, wie die Verfechter dieser Art der Flugrostentfernung.

Fakt ist, wie bereits erwähnt, dass Felgenreiniger mit dem sogenannten Wirkindikator zunächst ebenfalls Flugrost angreift. Auch ist es nun mal so, dass Eure Alufelgen in der Regel einen Aufbau wie Euer Autolack haben: Farbschicht und darauf eine Klarlackschicht. Es spricht also rein von der Anwendung her rein gar nichts gegen einen Felgenreiniger auf Eurem Autolack, auch wenn der natürlich dafür nicht konzipiert wurde!

Man kann also festhalten: JA, ein Felgenreiniger funktioniert zum Flugrost entfernen problemlos auch auf Eurem Autolack. Ob dieser ebenso effektiv ist, kann man zwar nicht pauschal sagen, aber es gibt noch ein anderes Problem: Ein Felgenreiniger beinhaltet nicht nur Stoffe, um Bremsstaub anzulösen, sondern je nach Variante noch weitere Stoffe, beispielsweise zum Lösen von Ölen, Fetten und generellen Verschmutzungen.

Wir persönlich würden zumindest bei einer Unterhaltspflege auf die Anwendung auf dem Lack verzichten. Wenn es um eine Vorreinigung vor einer Aufbereitung geht, können entsprechende Reiniger aber auch problemlos zur Flugrostentfernung eingesetzt werden.

Vorbeugung

Flugrost zu verhindern, ist nahezu unmöglich. Auch wenn Ihr ein Schönwetter-Fahrzeug besitzt, welches dauerhaft in der Garage parkt und nur bei Sonnenschein rauskommt - spätestens auf der Autobahn kommt unweigerlich Metallabrieb durch andere Fahrzeuge auf Euren Lack. Bei Daily Drivers, die bei Wind und Wetter auf die Straße müssen, sieht es ungleich schlechter aus! Kommt dann noch ein Wintereinsatz kombiniert mit Nässe und Streusalz dazu, hat man einen fiesen Cocktail auf dem Lack und mit absoluter Sicherheit auch Flugrostflecken.

Gerade im Winter, aber auch zu allen anderen Jahreszeiten steht und fällt die Sache mit der Pflege. Im Winter, wo die Handwäsche nicht immer darstellbar ist, sollte daher in absoluter Regelmäßigkeit das Salz und Co. vom Lack gespült werden. Vernachlässigt man das, droht unweigerlich der rötliche Rückstand auf dem Wagen...

Eine (keramische) Versiegelung schützt Euch zwar nicht vor den Anhaftungen, kann aber das Zeitfenster verlängern, bis eine Wäsche nötig ist. Auch können darauf, wie erwähnt Flugrostentferner angewendet werden, ohne der Beschichtung zu schaden. Ein Allheilmittel ist aber auch das definitiv nicht!

Zusammenfassung

• Flugrost befällt alle Lacke, nicht nur weiße Farben ;-)
• Eine Entfernung sollte primär aus optischen Gründen erfolgen
• Folgeschäden durch nicht erfolgte Entfernung sind nicht ausgeschlossen
• Flugrost lässt sich praktisch nicht vermeiden bei normal genutzten Autos
• Von Hausmitteln zur Beseitigung sollte man Abstand nehmen
• Vor der Flugrostentfernung Auto waschen
• Reiniger nie antrocknen lassen
• Reste von Flugrost können mit einer Lackknete beseitigt werden
• Sichtbare Rückstände werden mit einer Politur entfernt

Bonus-Tipp

Insbesondere die Eimer, die für eine Felgenreinigung verwendet werden, nehmen durch Waschhandschuhe, Pinsel und Bürsten auch entsprechenden Bremsstaub auf. Wer denkt, durch ein Ausspülen des Eimers nach der Anwendung ist es getan, der kann diese Meinung mithilfe eines Flugrostentferners überprüfen! 

Dazu einfach mal den leeren Eimer grob mit einem Iron Remover besprühen und ein paar Minuten abwarten. In dem Fall (analog dem Autolack) sieht man bei einem hellen Eimer natürlich etwas mehr. Vielleicht setzt sich Flugrost aber auch nur auf weiße Eimer? Wer weiß das schon! ;-)